2020 nachruf schmidt

Ich habe dich Ende der 60er Jahre auf dem Campingplatz kennengelernt. Meine Eltern besuchten mit Edeltraud und dir die Tanzschule Eichentopf, da habt ihr euch kennengelernt.

Nachdem die Druckerei meines Vaters geschlossen wurde, fing ich Ostern 1973 als Ferienjobber bei dir an: Baustelle: Wachmannstraße, Polier: Theo!
Dach abreißen, abends sehen, was man geschafft hat, das gefiel mir. Dir gefiel´s auch und ich durfte bis 1977 immer in den Ferien bei Firma Schmidt arbeiten. Zum Entsetzen meiner Eltern nahm ich den mir zugesicherten Jura-Studienplatz nicht an, sondern dachte: „Lern erstmal etwas Vernünftiges!“ – und fing am 01. August 1977 eine Lehre bei dir an. Deine Frau schrieb eine tolle Begründung und ich konnte einen Monat eher die Bundeswehr verlassen.

Nach der Ausbildung versprach ich meinen Eltern, ein Studium der Architektur aufzunehmen. „Die Alten“ fuhren in Urlaub; nach einer Woche hatte ich die Nase voll und dein Vater Wilhelm sagte zu mir: „Handwerk hat goldenen Boden!“ Ich glaube, wir haben damals beide schon gehofft, dass wir mal gut zusammenarbeiten können.

 

Nach den Gesellenjahren und der Meisterprüfung sind wir zusammen durchgestartet. Du hast dich um die von deinem Vater geerbte Asphalt-Abteilung gekümmert. Ich durfte auch Asphalt tragen und Asphalt streichen. Du hast den Gerüstbau entwickelt, ich die Klempnerei. So ging´s voran.

Anne und ich waren nach Harpstedt gezogen und das Tollste war, dass du und ich jeden Tag gemeinsam zur Arbeit hin- und zurückfahren konnten. Halbstündiges Mittagessen am Flughafen oder im Grollander Krug ergänzten unsere täglichen Baubesprechungen. Eine schöne Zeit!

Wir entwickelten riesiges Vertrauen zueinander. Ich habe in dieser gemeinsamen Zeit sehr viel von dir gelernt. Eine deiner wichtigsten Lehren war: „Sprich mit deinen Mitarbeitern. Höre auf ihr Urteil in Dachdeckerfragen!“

Wir stritten uns nur ein einziges Mal richtig: Du wolltest einen neuen LKW mit Asphalt-Maschine kaufen, ich wollte ein Fahrzeug, was auch Container transportieren kann. Bald darauf gab es in Bremen keinen Asphalt mehr zu kaufen. War ich froh, dass ich mich durchgesetzt hatte! Wir waren ganz unterschiedliche Typen. Deshalb konnten wir uns wohl so gut ergänzen.

1995 hast du dich aus dem Geschäft zurückgezogen und noch einige schöne Jahre mit deiner Frau, Hund und Pferd verbringen können. Im Jahr 2000 hab´ ich mich riesig gefreut und auch du konntest miterleben, dass auch unsere Tochter sich für den Dachdeckerberuf entschieden hat.

Im Jahr 2006 konnten wir alle das 100jährige Jubiläum der Firma Schmidt feiern.

In den letzten Jahren musstest du so leiden. Es war schwer, das mitansehen zu müssen.

Ich kenne seit 47 Jahren nur Firma Schmidt und verspreche dir, dass wir sie in deinem Sinne erhalten.

 

Dein Lutz