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„Mutmacherinnen“: Dachdeckermeisterin Katrin Detring-Pomplun will immer hoch hinaus
Pressebericht der Kreiszeitung vom 09.10.2018

Bremen - Von Steffen Koller. Bis Katrin Detring-Pomplun etwa 18 Jahre alt war, hielt sie an ihrem Wunsch fest. Tierärztin sollte es ein. Heute, fast 20 Jahre später, näht sie keine Vierbeiner, verschreibt keine Pillen, bedient kein Röntgengerät. Erfüllung hat die 37-Jährige dennoch gefunden – in luftiger Höhe, zwischen Flachdach, Fenstern und Fassaden. Zusammen mit ihrem Vater leitet die Dachdeckermeisterin ein Familienunternehmen in fünfter Generation. Wie es dazu kam, erzählt sie in unserer Serie „Mutmacherinnen“.

Hoch oben, auf Bremens Dächer, da fühlt sich Katrin Detring-Pomplun am wohlsten. „Das Gefühl von Freiheit“, sagt sie, „wenn Du auf dem Dachfirst stehst und über die Stadt guckst.“ Der Blick von oben – sie hat dieses Panorama schon 100-mal gehabt, an Reiz hat es bis heute nicht verloren. Stadtprägenden Gebäuden wie der Bremer Landesbank, dem Haus Schütting, dem Atlantic Grand Hotel und der zukünftigen Firmenzentrale von Kühne+Nagel ist Detring-Pomplun bereits sprichwörtlich aufs Dach gestiegen. Mal sind es Schieferdächer nach historischem Vorbild, an anderen Tagen sind es Unwetterschäden, die dringend behoben werden müssen.

Hoch hinaus geht es für die 37-Jährige aber nicht nur, was die Position ihres Arbeitsplatzes angeht, auch was ihre Karriere betrifft, hat sie bereits früh hohe Ziele angestrebt. 2008, im Alter von 27 Jahren, übernahm sie zusammen mit ihrem Vater Lutz Detring die Geschäftsführung des Familienunternehmens mit Sitz in der Bremer Neustadt. Seit 1906 existiert der Betrieb, Katrin und ihr Vater leiten ihn bereits in fünfter Generation. Von ihr habe das niemand erwartet, sagt sie heute, doch schon als kleines Kind gab es für sie nichts Größeres als Baugerüste und der Blick von ganz oben. Mit 24 hat sie ihren Meisterbrief in der Tasche. Trotz Abiturs und der Aussicht auf ein Architektur-Studium entscheidet sie sich für den elterlichen Betrieb. Heute beschäftigt die Firma 120 Mitarbeiter, davon 20 Azubis.

Dass sie als Frau im Handwerk eher zur Minderheit gehört, hat sie selbst nie gestört und auch die männlichen Kollegen – ob im Büro oder auf dem Bau – hatten nie ein Problem damit. Detring-Pomplun weiß, dass sie den meisten Männern körperlich unterlegen ist. „Das mache ich mit Köpfchen wett“, sagt sie. „Das kommt gut an.“ Man könne sich nicht erlauben, „eine Nullnummer in der Kolonne“ zu sein. Und das bedeute eben, andere Wege zu finden, seine Aufgaben zu erledigen. „Dass ich eine Frau bin, stand mir nie im Weg“, erinnert sie sich. Ihre Erfahrungen will sie auch an andere junge Menschen weitergeben. „Es gibt keine Grenzen“, das, sagt sie, habe sie seit der Ausbildung gelernt. „Du brauchst nicht den größten Bizeps.“ Als Dachdecker befasse man sich mit den verschiedensten Bereichen: Dächer, Fenster, Balkone, technische Zeichnungen, Logistik, Material und nicht zuletzt der Kontakt zum Kunden. Wenn man dann noch „einen gesunden Respekt vor der Höhe“ mitbringe, sei es ein „wirklich toller Job“.

Weniger als jede neunte Ausbildungsstelle im Handwerk wird von Frauen besetzt, bei Katrin Detring-Pomplun sind allein drei von insgesamt 20 Azubis Frauen. Das treibt die Quote um ein kleines Stückchen höher.